Fachbereich Autismus der Rummelsberger Diakonie ermöglicht zwei Mitarbeitern eine Weiterqualifizierung zum pädagogischen Mitarbeiter.
Mehr lesenHersbruck – Mehr Verantwortung, mehr Gehalt und eine neue berufliche Perspektive: Stephan Hertle und Jörg Seibt, langjährige Mitarbeiter der Rummelsberger Diakonie, sind im Dezember mit einer berufsbegleitenden Weiterbildung zum pädagogischen Mitarbeiter gestartet. Die 18-monatige Qualifizierung am Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) gGmbH in Augsburg wird vom Fachbereich Autismus mit Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit finanziert – inklusive Seminarzeiten während der regulären Arbeitszeit.
Beide arbeiten derzeit als Heilerziehungspflegehelfer im Fachbereich Autismus und freuen sich darauf, ihr Team künftig noch besser unterstützen zu können. „Nach der Weiterbildung kann ich Bezugsassistent für einen unserer Bewohner*innen werden“, erklärt Jörg Seibt stolz. Für den 56-Jährigen ist das ein weiterer Meilenstein in einer beeindruckenden beruflichen Entwicklung.
Jörg Seibt hat in seinem Leben schon viel erreicht. Als Kind besuchte er eine Förderschule und verdankt es einem engagierten Lehrer, dass er Lesen und Schreiben lernte. Nach der Schule schlug er verschiedene berufliche Wege ein: Ausbildung zum Raumausstatter, Arbeit als Messebauer und Hausmeister in einer Einrichtung für Kinder und Jugendliche. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für die Arbeit mit Menschen. Seit 2013 gehört er zum Team des Fachbereichs Autismus in Hersbruck – zunächst als ungelernte Hilfskraft, dann als Heilerziehungspflegehelfer nach einer berufsbegleitenden Ausbildung. „Die Qualifizierung zum pädagogischen Mitarbeiter ist für mich eine großartige Chance, persönlich und beruflich weiterzukommen“, sagt Jörg Seibt.
Stephan Hertle (37) freut sich ebenfalls auf die Weiterbildung. Nach der Realschule begann er eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger, musste diese jedoch aus persönlichen Gründen abbrechen. Dennoch brachte er die Helferausbildung erfolgreich zu Ende und sammelte wertvolle Erfahrung – unter anderem im Wichernhaus der Rummelsberger Diakonie in Altdorf und seit sieben Jahren im Fachbereich Autismus. „Meine Arbeit macht mir großen Spaß, und ich konnte mich schon in einer Leitungsfunktion ausprobieren. Aber ich habe gemerkt, dass ich fachlich noch mehr lernen möchte“, sagt Hertle.
Die Weiterbildung, welche Theorie und Praxis kombiniert, umfasst unter anderem Themen wie methodische Ansätze, medizinische Grundlagen, Heilpädagogik, Lebensraumgestaltung und Case Management. „Der Unterricht findet Freitagabends und samstags statt. Es wird anstrengend, aber wir sind motiviert“, beschreibt Stephan Hertle den bevorstehenden Alltag.
„Gute Leute muss man fördern, gerade in Zeiten, in denen es schwierig ist, pädagogische Fachkräfte zu finden“, betont Marina Lang, Bereichsleiterin im Wohnangebot in Hersbruck. „Wir sind stolz darauf, ein Arbeitgeber zu sein, der gezielt in die Entwicklung seiner Mitarbeitenden investiert.“ Der Fachbereich Autismus der Rummelsberger Diakonie zeigt mit diesem Schritt, dass er nicht nur innovativ arbeitet, sondern auch ein attraktiver Arbeitgeber ist, der langfristige Perspektiven bietet.
Die Produkte der Förderstätten für Menschen im Autismus-Spektrum in Hersbruck und Nürnberg können künftig mit einem einheitlichen Design versehen werden.
Mehr lesenHersbruck/Nürnberg – Der Fachbereich Autismus der Rummelsberger Diakonie startet eine besondere Weihnachtsaktion! Gemeinsam mit Ihnen möchten wir das neue visuelle Erscheinungsbild des Fachbereichs entwickeln. Ihre Idee könnte bald auf allen Produkten und Projekten, die mit unserem neuen Plotter entstehen, zu finden sein. Dieses innovative Gerät, finanziert durch großzügige Spenden, ermöglicht es den Teilnehmer*innen unserer Förderstätten in Hersbruck und Nürnberg, kreative Aufträge anzunehmen: Tassen und Gläser mit individuellen Motiven bedrucken, Holzpuzzle und Figuren herstellen oder Steine gravieren. Auch auf unserem Werbematerial könnte Ihr Vorschlag zu sehen sein.
Der Gewinnerentwurf wird ergänzt durch den Schriftzug „Fachbereich Autismus“. Als Hauptpreis winkt ein genussvolles Essen für zwei Personen im inklusiven Hotel Anders der Rummelsberger Diakonie in Schwarzenbruck.
So einfach geht’s:
Ob detailliertes Design oder einfache Skizze – jede Idee zählt! Senden Sie uns Ihren Vorschlag, der auch in der Größe 3x3 cm funktioniert, bis Ende Januar per E-Mail zu. Wir freuen uns über kreative Ansätze und erste Ideen. Wichtig: Der finale Entwurf wird an die Design- und Gestaltungsrichtlinien der Rummelsberger Diakonie angepasst. Daher behalten wir uns vor, Änderungen vorzunehmen.
„Wir sind gespannt auf Ihre Vorschläge und freuen uns auf die kreative Vielfalt“, sagt Ralph Eichenseher, Leiter des Fachbereichs Autismus. „Mit Ihrer Unterstützung geben wir unserer Arbeit ein neues Gesicht.“
Jetzt mitmachen:
Schicken Sie Ihre Entwürfe per E-Mail an: autismus@rummelsberger.net. Bei Fragen können Sie sich gerne an Heike Reinhold unter Tel. 0171 33 97 563 oder per Mail reinhold.heike(at)rummelsberger.net wenden.
Viel Erfolg und eine kreative Weihnachtszeit wünscht Ihnen das Team des Fachbereichs Autismus!
Anja Pudelko, Expertin für Unterstützte Kommunikation (UK) über den Einsatz von Talkern und die Bedeutung von Modelling im Alltag in der Förderstätte für Menschen im Autismus-Spektrum in Nürnberg.
Mehr lesenNürnberg – Drei bis vier Mal im Jahr kommt Anja Pudelko persönlich vorbei: Die Expertin für Unterstützte Kommunikation (UK) von der Rummelsberger Beratungsstelle UK 18 plus nimmt sich Zeit für den Fachbereich Autismus. Einen Tag lang besucht sie eine Einrichtung in Nürnberg oder Hersbruck und unterstützt Autist*innen, Angehörigen und Mitarbeiter*innen beim effektiven Einsatz von Hilfsmitteln und Methoden. Jüngst hat die 57-Jährige die Förderstätte für Menschen im Autismus-Spektrum in Nürnberg besucht und berichtet von ihrer Arbeit mit dem Talker.
Frau Pudelko, Ende November haben Sie einen Tag in der Nürnberger Förderstätte für Menschen im Autismus-Spektrum verbracht. Was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Anja Pudelko: Es war ein spannender Tag. Wir haben morgens mit der Beratung einer Mutter begonnen. Die Tochter, eine Teilnehmerin der Nürnberger Förderstätte, ist inzwischen mit einem Talker versorgt. Die Mitarbeiter*innen signalisierten, dass die junge Frau gute Fortschritte macht. Allerdings gibt es sowohl bei den Kolleg*innen als auch bei der Mutter noch Unsicherheiten, wie das Gerät im Alltag optimal genutzt werden kann.
Geht es dann darum, dass sich die junge Frau an die technische Unterstützung gewöhnt?
Anja Pudelko: Genau, das nennen wir Modelling. Also eine Art des Vorlebens, wie und wo der Talker im Alltag genutzt werden kann. Den Kolleg*innen kommt dabei eine Vorbild-Funktion zu. Die Klient*innen lernen Schritt für Schritt von ihnen, wie die Kommunikation mit dem Talker funktioniert. So kommen wir weg vom erklärenden Lernen hin zu einem Learning by Doing. Für Mitarbeiter*innen und Angehörige ist es jedoch eine Herausforderung, den Talker sinnvoll in die Kommunikation einzubinden. In den Beratungen unterstütze ich gerne und gebe Tipps für den Alltag.
Was heißt das konkret?
Anja Pudelko: Stellen Sie sich eine Essenssituation vor: Ein Mitarbeiter fragt den Klienten, ob er noch einen Nachschlag haben möchte und drückt dabei auch die Taste „Mehr“ auf dem Talker. Die Klientin beobachtet dies und lernt: Wenn ich „Mehr“ drücke, bekomme ich eine weitere Portion Spaghetti, noch einen Kaffee oder darf mein Lieblingslied erneut hören. Das nennen wir Modelling.
„Mehr“, „Fertig“, „Später und „Nicht“ sind sogenannte kleine Worte. Welche Tasten befinden sich noch auf einem Talker?
Anja Pudelko: Das kommt immer darauf an, welchen Talker mit welcher Kommunikations-Software man vor sich hat. Die meisten dieser Softwaren haben schon ein großes Vokabular angelegt. Eine Einsteiger-Software gibt es, bei der man ganz individuell und eben mit einem sehr kleinen Wortschatz beginnen kann. Wichtig ist immer, mit Wörtern aus dem täglichen Umfeld der Person zu starten.
Das klingt recht komplex.
Anja Pudelko: Das ist es auch. Ich vergleiche das Kommunizieren mit dem Talker mit dem Erlernen einer Fremdsprache. Die Tasten sind die Vokabeln. Eine Sprache lernt man nicht von heute auf morgen. Bis Menschen den Talker sicher nutzen, vergehen oft zwei bis drei Jahre. Je besser pädagogische Fachkräfte, Eltern und Angehörige den Prozess begleiten, desto einfacher wird es.
Seit Kurzem bieten Sie Ihre Beratungen auch Kolleg*innen anderer Einrichtungen und Diensten in Mittelfranken an. Wie läuft das ab?
Anja Pudelko: Im Juli 2024 haben wir mit dem Kompetenz- und Beratungszentrum für Unterstützte Kommunikation Mittelfranken mit Sitz in Erlangen begonnen. Wir bieten Beratungen für Träger und Einrichtungen an, aber auch Einzelfallberatungen bei Bedarf zuhause bei den Klient*innen. Interessierte erreichen uns unter info(at)kub-uk-mittelfranken.de oder telefonisch unter 09131 92 07 155. Weitere Infos gibt es unter kub-uk-mittelfranken.de.
Das Interview führte
Im Wichernhaus in Altdorf leben und lernen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer Körperbehinderung und Mehrfachbehinderung. Die Bewohner*innen, Schüler*innen und Tagesgäste erhalten eine intensive therapeutische Förderung, jeweils individuell abgestimmt auf ihre Bedürfnisse. Egal ob Schule, heilpädagogische Tagestätte oder Werkstatt: Die Mitarbeiter*innen der verschiedenen Bereiche des Wichernhauses arbeiten eng zusammen. Gemeinsames Ziel ist es, dass die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen ein möglichst selbstständiges Leben führen können.
Förderzentrum für Körperbehinderte (FÖZ) und Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung
Angebote für dauerbeatmete Menschen
Tagesangebote für Menschen mit einer erworbenen Hirnschädigung
Wohnangebote für Menschen mit einer erworbenen Hirnschädigung
Umfassende Beratung zum Beispiel zu Unterstützter Kommunikation (UK)